Studienfahrt nach Prag 2016

Reisebericht

26.09.2016, 08:37

Guten Morgen und herzlich willkommen beim aktuellen Broadcast "Reisebericht aus Prag"! Wir sind gerade in Bevensen aufgebrochen und werden im Laufe des Nachmittags in Prag eintreffen und unsere Schüler dort zu Studienzwecken eine Woche lang herumscheuchen.

26.09.2016, 19:29

  N'Abend! Nach einer unspektakulären Busfahrt sind wir wohlbehalten im schönen Prag angekommen.Der Busfahrer versicherte uns, die Unterkunft sei empfehlenswert, er sei da erst vor zwei Wochen gewesen. Die Unterkunft, zu der er uns nach Umfahren mehrerer für Busse gesperrter Strecken brachte, was einige Moldauüberquerungen beinhaltete und uns die Schönheit Prags schonmal zeigte, machte wirklich einen sehr guten Eindruck. Leider war es die falsche. Wir sind dann zur richtigen marschiert und ich habe die Bandbreite der im Internet kursierenden Bewertungen verstanden: Sie beziehen sich auf verschiedene Hotels ähnlichen Namens. Nun. Es gibt pro Person ein kleines Handtuch (auf Nachfrage bekommt man das Modell auch in sauber) und einen Safe oder Schließfächer gebe es leider nicht, nein. Man könne aber sämtliche Wertsachen im Büro des kompetenten Rezeptionisten deponieren, bot selbiger an. Er hat auch ein paar Freunde, die gerne bei ihm herumlungern und so aussehen, als könnten sie gut auf Sachen aufpassen. Ja... ich bin mir nicht sicher, ob es dümmer ist, alles mitzunehmen oder etwas im Hotel zu lassen. Die Ausstattung der Küchenzeilen ist kommunikativ: In einem Zimmer ist ein Topf, im nächsten ein Nudelsieb, das dritte beherbergt die Pfanne. Die Stadt macht aber den Eindruck, als könne man hier weder verhungern noch verdursten, und das kuck ich mir jetzt mal an. 

27.09.2016

 Guten Abend! Heute begann der Tag mit einem 1000-Kalorien-Frühstück, um sämtliche Besichtigungen gut zu überstehen. Die Qualität des Frühstücks übertrifft die der Zimmer. Mein Favorit: Der Sandwichmaker! Um 10 Uhr wurden wir von unserer Führerin abgeholt, wobei der Führung eine 40-minütige Debatte darüber vorausging, ob der Eintritt für die Burg schon bezahlt ist oder nicht und ob nun ihre oder meine Unterlagen stimmen. Sodann bot sie den SchülerInnen an, zu einem besonders günstigen Wechselkurs Geld bei ihr zu tauschen und richtete im Garten des Hotels eine provisorische Wechselstube ein. Nachdem der Computer der Fahrkartenverkaufsstelle wieder funktionierte, konnten wir mit nur etwas über einstündiger Verspätung die Führung auf der Prager Burg beginnen. Hauptsächlich haben wir uns in der Kirche St. Vitus aufgehalten, in der man gut auch drei bis vier Tage verbringen könnte, bis man alle Bildgeschichten erfahren hat. Besonders gut hat uns die Goldene Gasse gefallen, die auch zum Burgkomplex gehört und zuerst Häuschen für die Burgwache beherbergte, in die später Handwerker und noch später Schausteller einzogen. Heute findet man dort putzige kleine Lädchen - unter anderem einen Laden, der Kosmetikprodukte auf "Bierbasis" verkauft (sie enthalten wenige Prozent Hopfenextrakt) - sowie nachgestellte Szenen aus früheren Jahrhunderten, etwa die Werkstatt eines Goldschmieds aus der Renaissance. Im Anschluss schlenderten wir durch die Gässchen des Stadtteils Kleinseite Richtung tschechische Brücke, um dort eine ganz nette, aber ansonsten unspektakuläre Moldauschifffahrt zu unternehmen. Wieder an Land haben wir die Schüler mit den üblichen Ermahnungen, sich bis spätestens Mitternacht aufrecht und deutlich artikulierend im Hotel eingefunden zu haben, laufen lassen und werden uns nachher noch einmal Prag, und zwar den Stadtteil Smichov, in dem wir untergebracht sind, ansehen. Wir haben gestern auf dem Rückweg eine recht ansprechend wirkende Tapasbar entdeckt, die fußläufig vom Hotel gelegen ist. 


28.09.2016

 Hallo und guten Abend aus Prag! Unser Tag begann heute mit einer Besichtigung des Foltermuseums, wobei ich richtiger sagen muss, eines Foltermuseums, denn außer Leute aus Fenstern und von Brücken zu werfen, haben die Tschechen offenbar auch das Hobby gehabt, Leute zu foltern. Die Ausstellung dort ist anschaulich gestaltet und präsentiert authentische Folterinstrumente aus verschiedenen Zeiten. Wenn man allerdings bedenkt, dass diese tatsächlich zum Einsatz kamen und teilweise noch kommen, ist die ganze Sache ziemlich gruselig. Das Foltermuseum befindet sich am Rathausplatz mitten in der Prager Altstadt, die wirklich sehr schön anzusehen ist. Es gibt viele Besonderheiten an den Hausfassaden zu entdecken, und auch wenn die Gegend touristisch außerordentlich gut erschlossen ist, ist es wirklich ein Vergnügen, sich dort aufzuhalten. Sie haben sogar ein Schokoladenmuseum! Am Rathaus selbst gibt es eine astronomische Uhr, die zu jeder vollen Stunde einen “Männleinauf zeigt, das bedeutet, dass Figuren der 12 Apostel vorbeilaufen, während der Tod dazu eine Glocke läutet. Ich hatte das Glück, dieses Schauspiel mit ansehen zu können. Vorher war ich spontan in einer Ausstellung von Alfons Mucha, welche mir sehr gut gefallen hat. Mucha ist Vorreiter in Sachen floraler Jugendstil. Außerdem enthält jedes seiner Bilder eine schöne Frauengestalt, egal, worum es in dem Bild eigentlich geht. So werden zum Beispiel auch die Tageszeiten mit dekorativen Frauengestalten dargestellt, denn Mucha war der Ansicht, so etwas Wunderschönes wie Frauen müsste man einfach ständig malen, um sie angemessen zu würdigen. Komplett ohne Frauen präsentierte sich dagegen das Kloster Strahov, in dem wir für eine Bibliotheksbesichtigung und Besichtigung der Gemäldegalerie angemeldet waren. Leider sprach dort niemand Deutsch oder Englisch, so dass es sich etwas schwierig gestaltete, den Leuten klarzumachen, dass wir gar nicht an Regelverletzungen interessiert waren und auch ganz brav den Eintritt bezahlt hatten. Die Bibliothek war enttäuschend, da man den prächtigen Barocksaal nicht betreten durfte, sondern nur durch geöffnete Türen hineinschauen konnte. Es handelt sich nämlich um heilige Hallen, zu denen nur die Mönche des Klosterordens Zutritt haben. Im Moment sind wir im Hotel, um etwas auszuruhen, bevor es nachher mit den SchülerInnen, wenn diese Lust haben, in trotz seiner touristischen Ausrichtung empfehlenswertes ein tschechisches Restaurant - U Bubenícku - geht.

29.09.2016

 Guten Abend! Heute stand eine Tagestour nach Kutna Hora, auf deutsch Gutenberg, auf unserem Programm. Dort gibt es ein ehemaliges Silberbergwerk mit angeschlossenem Museum, welches die Geschichte des Ortes Kutna Hora und der dort geprägten Münzen erzählt. Unser Führer hat sich große Mühe gegeben, die gezeigten Exponate auf Deutsch zu erklären, aber über dem Münzregal ist er dann verzweifelt in sich zusammengesunken und erzählte uns, er wisse die ganzen passenden Vokabeln nicht auf Deutsch, da er sonst nur auf Englisch und Tschechisch führe. Das Angebot, doch auf Englisch weiterzumachen, brachte den jungen Mann allerdings vollends aus dem Konzept. Es war ein bisschen schade, dass dadurch viele Informationen an uns vorbeigingen. Die Silbermine führt 500 Meter in das Erdreich hinab und ist damit eine der tiefsten Europas. Allerdings ist der Ort durch das geförderte Silber nicht reich geworden, da hohe Abgaben an den Herrscher zu leisten waren. Die weitere Fahrt brachte uns nach Sedlec, wo es eine ganz besondere Kirche zu besichtigen gibt. Diese ist nämlich mit menschlichen Knochen ornamental geschmückt. Diese Knochen stammen hauptsächlich von Pesttoten, die in der Gegend gefunden und im 19. Jahrhundert von einem Künstler ausgegraben und im Auftrag derer von Schwarzenberg für die Verzierung der Kirche verwendet wurden. Dahinter steht der aus der Barockzeit bekannte Gedanke des Memento Mori, man soll nicht vergessen, dass der Tod jederzeit jeden Menschen holen kann. Es gibt es dort sogar einen Lüster, der alle Knochen enthält, die es im menschlichen Körper gibt. Leider wird dieser Lüster zur Zeit restauriert und ist nicht zu sehen. Dafür kann man aber das Wappen der Familie Schwarzenberg bewundern, welches auch komplett aus Knochen gestaltet wurde. Der Englisch sprechende Führer der Nebengruppe hat es so formuliert: “A coat of arms made of arms”. Man beachte den Raben, der einem Türken das Auge aushackt, im rechten unteren Bereich des Wappens. Insgesamt hatten wir ziemlich wenig Zeit, die Sehenswürdigkeiten in Kutna Hora oder den Ort selbst anzuschauen, da wir recht schnell zurückgefahren sind. Im Rückblick muss ich sagen, dass es sich eigentlich nicht lohnt, einen Tagesausflug dorthin zu unternehmen, sondern man sollte die Zeit besser in Prag selbst verbringen und auf die insgesamt dreistündige Fahrt hin und zurück verzichten. Wieder in Prag angekommen, habe ich mir einen Craft Beer Shop ausgesucht und bin mit der U-Bahn dort hingefahren. Da eine junge Verkäuferin sehr gut Englisch und Deutsch sprach und mir die handwerklich gebrauten Biere kleiner tschechischer Brauereien sehr nett und ausführlich erklärte, habe ich reiche Beute gemacht und eine ungefähr sieben Kilo schwere Kiste quer durch Prag geschleppt. Das beinhaltete auch eine Fahrt mit den mörderisch steilen Rolltreppen der Prager U-Bahn. Aber es ist alles wohlbehalten im Hotel angekommen und wartet nun auf den Weitertransport nach Deutschland. Zwar hatte ich mir mit dieser Aktion den Inhalt der Kiste eigentlich redlich verdient, aber den will ich ja nicht alleine trinken. Außerdem handelt es sich meist um Literflaschen. Und so bin ich statt Bier zu trinken mit zwei Schülern unserer Gruppe zu einer kleinen Konditorei in der Nähe unseres Hotels gegangen, um dort sehr leckere Pralinentörtchen beziehungsweise Tortenstücke zu probieren. Man muss sagen, dass die Tschechen sich wirklich auf Süßspeisen verstehen! Heute Abend geht es allerdings spanisch weiter, wir zeigen unseren Schülern die Tapasbar El Barrio, in der mein Kollege und ich bereits am ersten Abend unseren Spaß hatten. Besonderes Highlight war ein gutgelaunter und kontaktfreudiger Hund, welcher uns höflich aber beharrlich zu verstehen gab, dass die uns servierten Tapas wirklich gehobener Qualität seien. Er bot sich an, diese Qualität zu testen, falls wir nicht ganz sicher seien, ob man das Dargebotene wirklich essen könne. Auch für den Fall, dass wir unser Essen nicht schaffen sollten, stünde er gerne bereit. Die Bedienung erklärte uns später, es handele sich um einen Blindenhund. Sämtliche Versuche ihrerseits, das Tierchen dauerhaft zu entfernen, schlugen allerdings fehl. Mal sehen, ob er heute Abend auch wieder da ist und sich als Vorkoster anbietet. 

29.09.2016, 23:13

 So. Uff. Also, der Hund war heute nicht dabei. Allerdings erwies es sich als schwierig, das den Schülern Versprochene, nämlich Tapas, auch zu bekommen. Wir bekamen nämlich Plätze im unteren Restaurant, welches aber keine Tapaskarte hat. Nach langem Hin und Her durften wir oben im Delikatessenladen mit Tapasrestaurant sitzen. Wir wurden allerdings darauf hingewiesen, dass die Zubereitung von Tapas für 15 Leute etwas längere Zeit in Anspruch nehmen könnte. Wir versicherten, das sei kein Problem. Die SchülerInnen aber wussten nicht so recht, wie groß eine Portion Tapas ist, und so kam es, dass zwar alles wie bestellt geliefert wurde, aber teilweise in den falschen Mägen landete. Letztendlich haben wir aber alles sortieren können und von der sehr netten Bedienung einen Tipp bekommen, wie ein Tapasessen in größere Runde nächstes Mal besser zu organisieren wäre. Als Bilanz für diese Studienfahrt kann ich sagen, dass Prag auf jeden Fall eine Reise wert ist. Einiges auf dieser Fahrt lief nicht ganz rund, was zum Teil an meiner bisherigen Unkenntnis der Stadt und der Sehenswürdigkeiten liegt, zum Teil haben wir aber auch den Eindruck, dass unsere Agentur etwas verkauft, was sie selbst nicht besonders gut kennt. Insgesamt denke ich trotzdem, es hat allen Spaß gemacht, und ich war bestimmt nicht das letzte Mal in Prag! Das Ziel einer Studienfahrt, nämlich Neues zu lernen und sich zu erschließen, wurde auf jeden Fall erreicht. Die SchülerInnen zeigten auch, dass sie zu problemlösendem Denken in der Lage sind. Es gibt nämlich so putzige Karten für die Hotelzimmer, mit denen man a) zur Haustür hineinkommt und b) im Zimmer den Strom anschalten kann. Was aber ist zu tun, wenn es nur eine Karte für fünf Leute gibt und zwei dieser fünf Leute mit der Karte unterwegs sind, während drei im Hotelzimmer im Dunkeln sitzen? Ganz einfach, dachte sich ein Schüler, die Karte wirkt mechanisch und diese Wirkung erreicht man auch mit einer gefalteten Zahnpastapackung. Problemlösendes Denken funktioniert also ausgezeichnet und unsere SchülerInnen wissen sich auch in fremden Städten gut zu helfen! Sie waren bisher auch alle pünktlich und aufrecht an den vereinbarten Orten zu den vereinbarten Zeiten, so dass ich für mich sagen kann, Studienfahrten machen Spaß und ich freue mich schon auf die nächste!

30.09.2016

Alle waren pünktlich um 08:30 am Bus. Wir sind gerade Richtung Heimat gestartet.